Schalkes Krise ist auch eine Krise seiner Führungsspieler. Die Mannschaft hat keinen Leader, der über alle Zweifel erhaben ist und an dem sich die anderen Spieler aufrichten können, wenn es mal nicht läuft. Ein Umstand, der auch Horst Heldt zunehmend nervt. „Wir hatten das ja schon öfter. In einigen Partien hatten wir einen, dann wieder nicht. Gegen Bayern und Real hat das definitiv gefehlt“, moniert der Manager.
Für die Rolle hat er Kevin-Prince Boateng geholt. Immer deutlicher wird jedoch, dass der 26-Jährige diese Rolle nur zu selten ausfüllen kann. „Ich bin ja nicht alleine auf dem Platz. Ich versuche die Jungs zusammen zu halten, aber das funktioniert auch nicht immer“, versucht Boateng eine Erklärung. „Ja, wir waren in der ersten Halbzeit zu ängstlich, aber wir haben viele junge Spieler und nach der 1:6-Klatsche gegen Real war es nicht einfach den Schalter umzulegen.“
Wie ein Damokles-Schwert hängt seit der Verpflichtung im August die Geschichte seiner mangelnden Fitness über Boateng. In München warf die Statistik ganze vier gewonnene Zweikämpfe aus. Boateng läuft auch seinem Anspruch meilenweit hinterher. Kritiker werfen ihm vor, dass ihm die Dynamik, die ihn in guten Zeiten auszeichnet, derzeit völlig abgeht.
Die Krönung war der lässige Lupfer in Richtung eigenes Tor, der schließlich zur Roten Karte für Kyriakos Papadopoulos führte. „Es tut mir leid für Papa, ich habe Mandzukic nicht gesehen“, meinte Boateng – ohne groß Selbstkritik zu üben.
Die kam umso heftiger von außen. „Wenn einer wild gestikulierend über den Platz läuft, aber selbst Fehler über Fehler macht, ist das dann ein Führungsspieler?“, fragte sich Heldt. „Oder gehört nicht eher dazu, dass man selbst mal mit gelungenen Zweikämpfen vorangeht oder eine gute Aktion nach vorne macht?“, urteilte Heldt, ohne Namen zu nennen.
Einer, der den Namen Führungsspieler verdient, sah der Sportvorstand nicht: „Davon hatten wir in München wenige bis gar keine Spieler auf dem Platz.“
Boateng weiß, dass er sich angesprochen fühlen darf.